Schneidern war immer schon Teil der Ausbildung, die „unsere“ Mädchen in den Sozialzentren in Douala bekommen. Jetzt hat bei uns das Scheiderhandwerk ein völlig neues Level erreicht: Vom Nähen für den Hausgebrauch zur öffentlichen Mode Design Schule.
Die aus dem Müll kam
Leonie ist fünfzehn, als ich sie kennenlerne. Ihre Hütte besteht aus Müll und Wellblech. Wo die Straße sein soll, ist bei Regen ein einziges Schlammloch. Es stinkt vom Abwasserkanal herüber, und bei Regen wacht sie schon mal auf, weil ihre Hand im Wasser liegt. Sie lebt am Rand der Millionenmetropole Douala, dort wo niemand hingeht, wenn er nicht muss.
Dabei hat sie Glück, dass ihr entfernter Onkel sie in der Hütte schlafen lässt. Um Essen muss sie sich selbst außerhalb kümmern oder bekommt höchstens die Reste der anderen. Und er lässt es sie merken, wie unerwünscht sie ist. Immerhin hat sie ein Dach über dem Kopf, wieder auf der Straße leben zu müssen, wäre noch schlimmer.
Noch etwas zögerlich schneidet sie den bunten Stoff zu. Es wird ihr erstes richtiges Kleid. Sie ist sichtbar stolz darauf, auch wenn es anfangs gar nicht so einfach ist, an der Nähmaschine die Naht gerade hin zu kriegen. Leonie gehört zu den ersten, die an der neuen Schule DORIANA die Ausbildung zur Schneiderin machen. Sie will ihr eigenes Geld verdienen. Mit ihr haben zehn weitere junge Frauen angefangen. Üblicherweise stellt in Kamerun die Schule eine Schuluniform.
Die Mädchen der Doriana haben nicht mehr warten wollen und sich schon mal die blauen Blusen selbst entworfen und selbst genäht! Ihr solltet mal sehen, mit welcher Begeisterung sie inzwischen auch die Theorie, wie Französisch, Mathematik oder Management aktiv mitmachen. Ein herzliches Vergelt’s Gott Euch allen, die Ihr dazu beigetragen habt!
Eröffnung der DORIANA!
Im August 2016 kam die staatliche Zulassung. Endlich! Wir konnten eröffnen.
Das war wenige Tage bevor in Kamerun das neue Schuljahr begann. So kurzfristig konnten nur Schülerinnen aus den Sozialzentren starten. Doch die
strahlen! Nun können sie professionell das Schneiderhandwerk erlernen und einen staatlichen Abschluß erreichen. Vor Ort steht auf einem Riesenplakat: Centre de formation professionnel en couture: CFP DORIANA!
Auch einige Mitarbeiter teilen sich die Unterrichtsstunden zwischen Sozialzentren und der Schule. Die Direktion wird noch kommissarisch geleitet. Als nächstes muss die Schule eine solide Verwaltung aufbauen. Das übernimmt Patience Molle Lobe, die dafür vor wenigen Tagen von Rom eingeflogen ist. Sie hat große Begabung dafür, die richtigen Leute für den richtigen Posten zu inden.
In zwei Jahren werden diese ersten Schülerinnen die Ausbildung abschließen. Dann wird, nach einer weiteren Überprüfung, die Schule staatlich anerkannt.
Es ist ein gewaltiger Erfolg und ein Zeichen, dass Gott hinter allem wirkt, in so kurzer Zeit (nach Kameruner Maßstab) diese Schneiderschule DORIANA aus der Taufe zu heben. Dabei leitet uns auch der Gedanke der „Inklusion“: unter einem Dach werden unsere Mädchen aus den Sozialprojekten zusammen mit externen Mädchen lernen, die z.B. Abitur haben und deren Eltern das Schulgeld bezahlen können.
Dies alles war und ist nur möglich, weil Sie und viele Freunde/innen uns fortwährend treu und großzügig unterstützen… Wir brauchen natürlich noch Startkapital für die nächsten Jahre und zählen auf Eure Beiträge, um weiterhin Hilfe zur Selbsthilfe aufzubauen!
Die Zukunft auf der Haut
Ich bin sicher, die Mädchen werden uns zeigen, was sie können. Ich freue mich darauf, mir bald ein Kleid von den jungen Handwerkerinnen auf den Leib schneidern zu lassen und es Euch bei einem meiner nächsten Besuche vorführen zu können.
Mit dem Stoff in ihren Händen und viel Kreativität in ihren Köpfen gestalten diese Mädchen in Zukunft die Modelle, die die Elite unseres Landes auf der Haut trägt.
Im Dank und Vertrauen auf den Auferstandenen unter uns – und auf Eure Hilfe
wünschen Patience Mollè Lobè und ich Euch eine gesegnete österliche Zeit!
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